„Vermauerte Wolken“ - 14. Produktion des Jungen Ensembles am Theater Rüsselsheim wird zum Film
Das Junge Ensemble am Theater Rüsselsheim musste in dieser ungewöhnlichen Spielzeit von Beginn an zweigleisig fahren und beginnt nun unter der Regie von Uwe John mit den Dreharbeiten zu einem Film-Projekt. Dieses Jahr heißt es also nicht Vorhang auf, sondern Bildschirm an. Denn es wird nicht wie gewohnt Aufführungen auf der stimmungsvollen Hinterbühne im Theater geben, sondern eine Videopremiere. Am Dienstag, den 23. Februar um 20 Uhr wird die Filmadaption „Vermauerte Wolken“, frei nach Aristophanes „Die Vögel“ in die Welt geschickt. „Die Plattform wird noch bekanntgegeben und der Zugang zum Video ist in jedem Fall kostenfrei. Denn, um es poetisch zu sagen: Wir wünschen uns, Sie alle mitzunehmen auf eine Reise in die Freiheit, auf den Schwingen einer Vogelschar, die sich nach einer besseren Zeit sehnt.“, so Milena Wolf, Produktionsleitung des Jungen Ensembles und zuständig für das Junge Theater Rüsselsheim.
„Wir sind alle total dankbar, dass wir durch die filmische Theaterinszenierung die Möglichkeit haben, das Projekt zu einem tollen Ende zu bringen und es ist geradezu rührend zu sehen, mit wie viel Ehrgeiz und Engagement alle Beteiligten dabei sind“, so Uwe John, Regisseur und nun auch Kameramann und Cutter. Das Junge Ensemble bietet seit mehr als zehn Jahren Jugendlichen die Möglichkeit, sich unter professionellen Bedingungen im Theaterfach zu probieren. Wie in jedem Jahr ist die Inszenierung dem Fokusthema von Kultur123 Stadt Rüsselsheim zugeordnet, welches aktuell „Zeitsprung“ lautet. „Sehr passend, denn wie sehr wünscht man sich einen solchen derzeit; wahlweise in die Zeit vor oder nach der Pandemie.“, kommentiert Annika Schneider, die gerade ein freiwilliges soziales Jahr Kultur am Theater Rüsselsheim absolviert.
Ein eigenes Wolkenkuckucksheim
Der Regisseur Uwe John hat sich entschieden eine antike Komödie neu zu interpretieren und sich mit neun Jugendlichen auf die vornehmlich digitale Reise gemacht, um frei nach Aristophanes Die Vögel ein „eigenes Wolkenkuckucksheim“ zu schaffen. Die Jugendlichen selbst stehen dabei, wie es die Tradition des Ensembles will, erneut im Mittelpunkt. Es geht darum, was sie derzeit bewegt, um ihre Welt, um ihren Aufbruch: „Es wird bewusst auf typische „Vogelverkleidung“ verzichtet, es wird keine bunten und riesigen Federn geben. Vielmehr geht es darum, die „komischen Vögel“ in dieser verrückten Zeit durch die interessante, lustige und schräge Ausarbeitung der einzelnen Charaktere darzustellen.“, so John.
„Wir freuen uns sehr über das diesjährige Projekt und sind stolz, dass es das Junge Ensemble auch in dieser schwierigen Zeit durch eine alternative Ästhetik und das nötige technische Equipment geschafft hat, ein wunderbares Projekt auf die Beine zu stellen“, so Karin Krömer, Theaterleiterin.
Die Verwandlung von einer Bühne zu einem Filmset
Geprobt hat das Junge Ensemble aufgrund der Pandemie nach dem ersten Kennenlernen im Oktober, unter Beachtung höchster Sicherheitsvorkehrungen, sowohl digital, per Zoom-Konferenzen, als auch in Einzelproben im weitläufigen Theaterfoyer. „Schon früh war klar, dass ein Film die beste Lösung sein würde, deswegen habe ich diese Idee von Anfang an offen mit den Jugendlichen kommuniziert, um sie auf diese Alternative vorzubereiten“, so John. „Es ist zwar ein großer Verlust für die Spielenden, keinem Publikum gegenüberzustehen, aber eben auch die bestmöglichste Variante eines tollen Alternativ-Projekts; und es war wirklich toll, dass allesamt so positiv reagiert und sich direkt auf die Filmidee eingelassen haben.“ Kaum war die Entscheidung gefallen, stand auch schon der erste Drehtag für einzelne Monologe und den Trailer vor der Tür. „Dies war vor allem dank der tatkräftigen Unterstützung und Flexibilität unseres Technikteams möglich, das spontan eine perfekte Bühnen- und Lichtsituation geschaffen hat. Da spürt man wieder einmal die jahrelange Theater- und mittlerweile sogar Filmset-Erfahrung. Das ist durchaus Luxus.“, so Wolf.
„Da wir auch mit Tanzelementen arbeiten, wird es sich nicht um ein simples Abfilmen einer starren Perspektive handeln“, so Lena-Marie Damm, Bewegungs-Choreographin in diesem Jahr. Lorena Rohr, Regieassistentin, pflichtet dem bei: „Vielmehr arbeiten wir mit verschiedenen Blickwinkeln, einer dynamischen Kameraführungen und Perspektivwechseln, die tatsächlich auch tiefere Einblicke und näheres Betrachten der Figuren ermöglichen, was Zuschauende im Theater sonst gar nicht haben könnten.“
Einen besonderen Dank möchte Theaterleiterin Karin Krömer in diesem Jahr erneut dem Förderverein Theater Rüsselsheim und der Sparkassenstiftung Kreis Groß-Gerau aussprechen: „Ohne diese beiden Förderer wären die alljährlichen Projekte des Jungen Ensembles am Theater Rüsselsheim generell nicht möglich.“ Sonst vor allem für die Premierenfeier zuständig, hat der Förderverein in diesem Jahr durch die Honorarübernahme für Regieassistenz und Choreographie sowie durch die Anschaffung eines Gimbals, der für die nötige Stabilisation der Kamerabilder sorgt, unterstützt.